Ausgehend von einem kurzen Rückblick auf die Entwicklung der evangelischen Kirche in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg gibt der Beitrag einen Überblick über Wandlungsprozesse der evangelischen Kirche in beiden deutschen Staaten. Ist für Westdeutschland die Bereitschaft der Kirche zu politischer Mitverantwortung und zur Teilnahme am gesellschaftlichen Dialog bedeutsam, so trifft dies für die evangelische Kirche in der DDR nicht zu. Dem stand der alleinige Führungsanspruch der SED entgegen. (GF)
In seinem Beitrag beschreibt der Autor die historische Entwicklung der Evangelischen Kirche nach folgenden Phasen und Themenkomplexen: Die Anfangsjahre (1945-1949) mit einer Übersicht des Verwaltungsaufbaus der Kirche in der BRD; Im Spannungsfeld des Ost-West-Gegensatzes (1947-1963); Jahre des Umbruchs (1964-1987). Der Beitrag enthält eine detaillierte Chronik dieser Entwicklung mit den wichtigsten Daten seit 1933. (BE)
Die evangelische Kirche in der DDR, die mit ihrer Unterstützung der regimekritischen Gruppen den Weg zur deutschen Einheit ganz entscheidend mit eingeleitet hatte, warnte schließlich voll Sorge vor zu rascher Wiedervereinigung. Verwiesen wurde vor allem auf mögliche friedensgefährdende Auswirkungen, die Auslösung von Ängsten in den Nachbarstaaten und die drohende Zerstörung der Identität von 16 Millionen Menschen. In einem Briefwechsel aus dem Jahr 1986 zwischen den Bischöfen Kruse (West) und Forck (Ost) war die Berliner Mauer als ein Ergebnis des Zweiten Weltkrieges und damit als Folge deutscher Schuld gewertet worden. In Nachfolge der Tradition einer "Kirche im Sozialismus" unterstützten Teile der evangelischen Kirche den Aufruf "Für unser Land" und damit die Eigenständigkeit der DDR und einen dritten Weg als Alternative zu Kapitalismus und real existierendem Sozialismus. Seit Mitte des Jahres 1990 schwenkte die Amtskirche in der Wiedervereinigungsfrage um. Die wiedervereinigte evangelische Kirche in Deutschland ist seitdem bereit, ihren Beitrag zur Überwindung der Teilung zu leisten. (ICE)